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Armut treibt Depressionen auf Rekordniveau

Armut hat in Deutschland nicht nur finanzielle, sondern auch psychische Folgen. Neue Zahlen des Robert Koch-Instituts zeigen eindrücklich, wie stark das Einkommen die seelische Gesundheit beeinflusst. Während 2024 rund 33 % der Menschen mit niedrigem Einkommen unter depressiven Symptomen leiden, sind es in der Mittelschicht nur 22 % – und bei Menschen mit hohem Einkommen lediglich 8,5 %.

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Diese Entwicklung ist mehr als alarmierend. Noch 2019 lag der Anteil der von Depressionen betroffenen Menschen mit geringem Einkommen bei etwa 15 %. Innerhalb von nur fünf Jahren hat sich dieser Wert also mehr als verdoppelt. Besonders stark stiegen die Zahlen während der Pandemie und angesichts der nachfolgenden Krisenjahre mit Inflation und steigenden Lebenshaltungskosten.

Viele der Menschen, die ich befragt habe, erzählen, dass sie auf fast alles verzichten müssen, was ihr Leben einmal lebenswert gemacht hat: kein Restaurantbesuch mehr, kein Urlaub, keine schönen Ausflüge mit Freunden. Selbst kleine Freuden werden zum Luxus. Diese schleichende soziale und kulturelle Verarmung hat gravierende Folgen – sie führt nicht nur zu Einsamkeit, sondern raubt Menschen auch das Gefühl, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben.

Soziale Ungleichheit wird zur Gesundheitsfrage

Die Daten machen es uns mehr als deutlich: Wer weniger verdient, trägt ein höheres Risiko, psychisch zu erkranken. Fehlende finanzielle Sicherheit, ständige Sorgen um Miete und Rechnungen, prekäre Arbeitsverhältnisse und soziale Ausgrenzung können zu einer dauerhaften Belastung werden – und die führt nachweislich zu mehr Stress, Schlafstörungen und Depressionen. Demgegenüber profitieren Menschen mit hohem Einkommen nicht nur von materieller Sicherheit, sondern auch von besseren Wohnbedingungen, stabileren sozialen Netzwerken und leichterem Zugang zu therapeutischer Hilfe.

Ein wachsendes gesellschaftliches Problem

Gesundheitsforscher warnen schon länger davor, dass Armut in Deutschland zunehmend zur „chronischen Belastung“ wird. Besonders gefährdet seien Alleinerziehende, Erwerbslose und Menschen mit unsicheren Beschäftigungsverhältnissen.

Wenn Armut zur Gefahr für den sozialen Frieden wird

Neben der Zunahme psychischer Erkrankungen zeigen Studien auch, dass steigende Armut häufig mit einem Anstieg bestimmter Kriminalitätsformen einhergeht – etwa bei Eigentumsdelikten oder Betrugsfällen. Wer finanziell und sozial unter Druck steht, gerät schneller in Situationen, in denen Verzweiflung, Frustration oder Perspektivlosigkeit in Fehlverhalten umschlagen können. Das betrifft nicht nur Einzelne, sondern gefährdet langfristig auch den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Armut ist damit nicht nur ein individuelles Schicksal, sondern zunehmend auch eine soziale und sicherheitspolitische Herausforderung. „Psychische Gesundheit ist keine Frage individueller Stärke, sondern der sozialen Lebensbedingungen“, betonen Expertinnen und Experten. Die Politik müsse deshalb soziale Ungleichheit als Gesundheitsrisiko ernst nehmen.

Was nützen uns also zukünftig hunderte Milliarden für Rüstung und modernste Panzer, wenn immer mehr Menschen innerlich kapitulieren? Mehr Panzer für Deutschland – aber gleichzeitig auch immer mehr Tafeln und Senioren, die Pfandsammler werden – Symptome einer Gesellschaft, die ihre Prioritäten falsch setzt.

Text: M. Jürgensen & M. Jepsen
Bildquelle: Shutterstock

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